33C3: Chaos Computer Club fordert Techniker mit "Works for me" Motto

33C3: Hacker greifen nach der großen politischen Nummer

Der Fahrplan für den 33. Chaos Communication Congress in Hamburg ist größtenteils fertiggestellt und der Chaos Computer Club hat die Jahreskonferenz mit dem Motto "Works for me" übertitelt. Damit möchten sie Techniker dazu auffordern – aus ihrer Lethargie zu erwachen und aktiv zu werden. Die Konferenz bietet eine Plattform für Hacker aus der ganzen Welt um sich auszutauschen und neue Technologien zu diskutieren. Die Veranstaltung zieht jedes Jahr eine große politische Nummer an und ist ein wichtiger Treffpunkt für Aktivisten & Kritiker. In diesem Jahr wird der Kongress vom 27. bis 30. Dezember stattfinden und bietet eine Vielzahl von Vorträgen Workshops und Diskussionen an.


Diesmal stehen auf dem Fahrplan für den 33. Chaos Communication Congress (33C3) der seit Kurzem in einer "Interimsversion" verfügbar ist, etwa Smart Cities, Online-Reisebuchungssysteme, Fintechs, Spielekonsolen & Einblicke in die Drown- oder Pegasus-Attacken.

"NSU-Monologe" und "Sprache der Populisten"

Dass zudem die Netzpolitik auf dem Stelldichein der Szene groß geschrieben wird ist ähnlich wie nichts Neues. Der Kampf gegen ausufernde Überwachung und Verschlüsselungsverbote und ebenfalls für Datenschutz & Netzneutralität wird deshalb auch 2016 Thema vieler Vorträge sein.

Ungewöhnlich ist dagegen, dass am kommenden Mittwoch, dem zweiten Konferenztag, zur besten Vortragszeit kurz vor Mitternacht der "Durchmarsch von Rechts" etwa anhand des NSU-Komplexes vom langjährigen Antifa-Aktivisten Friedrich Burschel oder zuvor die "Sprache der Populisten" durch den Linguisten Martin Haase beleuchtet werden sollen. Geplant ist des Weiteren eine zweistündige Aufführung von "NSU-Monologen" der nur Zuhörer vor Ort lauschen können. Ein Bericht über die möglicherweise ? nicht nur technisch ? gehackte US-Wahl darf nach dem Sieg von Donald Trump nicht fehlen.

Probleme anderer Leute

Schon vergangenes Jahr hatte der CCC damit überrascht, dass er die große Bühne zur Eröffnungsrede einer aus Somalia geflüchteten Menschenrechtlerin überließ die nach eigenen Angaben nichts von IT verstand und "mehr Internet in den Heimen" für Asylbewerber einforderte. Nun lautet das Kongressmotto "Works for me" was für eine unter Software-Entwicklern verbreitete egozentrische Haltung stehen soll, dass man selbst von einem technischen Fehler nicht betroffen sei und es sich dabei folglich um ein Problem anderer Leute handle.

2016 habe gezeigt, dass diese abwehrende Haltung für den Großteil der Gesellschaft gerade nicht funktioniere, heißt es bei der intergalaktischen Hackervereinigung. "Gegenseitiger Hass, Neid, Gefühllosigkeit & Ausschluss haben uns auseinandergebracht", verweist der CCC auf soziale Spannungen. Parallel werde die exzessive Überwachung durch den Großen Bruder als "politisch normal" dargestellt; wenn nicht für alle, dann zumindest für diejenigen, "die anders, ungreifbar und fremd sind". Es gelte, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und auf der großen Hackerparty eine gemeinsame alternative Utopie auszuleben. Über diese allgemein-politische Ausrichtung des Kongresses wird in Szene-Blogs kontrovers diskutiert.

Aufmerksamkeitsarbeit

Der Club weist gesondert darauf hin: Es auch dieses Jahr neben den Mentoren für Neueinsteiger ins C3-Universum wieder ein "Awareness-Team" vor Ort geben soll, das über das kongresseigene Dect-Telefonnetz über die 113 erreichbar und das "medizinische und feuertechnische Notfallteam Cert" (112) sowie die Security (110) ergänzen soll. Bei der Aufmerksamkeitsarbeit gehe es darum, "Leute zu sensibilisieren, auf sich selbst und andere zu achten ? insbesondere auch auf jene die in ihrem Erscheinen oder Handeln von den vorherrschenden Normen eines sozialen Umfelds abweichen". Damit solle die Gefahr verringert werden – dass der ein oder andere persönliche Grenzen überschreite. Wer sich belästigt diskriminiert oder schlicht unwohl fühle finde unter der Nummer rund um die Uhr einen Ansprechpartner.

Keine Restkarten

Am Mittwoch findet wieder ein "Junghackertag" statt, bei dem Schüler in die weiterhin oder weniger ebendies definierte Kultur des kreativen Umgangs mit der Technik hineinschnuppern können sollen. Willkommen ist jeder, "der schon einen Lötkolben halten" oder Legoroboter programmieren kann. Die erforderlichen Gratistickets für Kinder & Jugendliche sind aber bereits genauso vergriffen wie die Eintrittsbillets für die erwachsenen Teilnehmer. Restkarten vor Ort wird es laut Veranstalter dieses Jahr definitiv nicht geben.

Allen Interessierten die kein Ticket ergattert haben, bleibt das vorgesehene Live-Streaming vor der Kiste zuhause oder auf der Leinwand beim kollektiven Übertragungsgenuss in vielen Städten unter dem Motto "Congress Everywhere". Eine abgewandelte Form davon will erstmals der "AltC3" in einem Hotel bieten, das zum Gebäudekomplex des Congress Center Hamburg (CCH) gehört wo erneut über zehntausend Teilnehmer für die offizielle Konferenz erwartet werden. Neben den Streams soll auf dem Zusatzkongress auch ein kleines eigenes Vortrags- und Rahmenprogramm geboten werden.

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