Der Betreiber der russischen Version der Online-Enzyklopädie Wikipedia hat zwei rechtlich umstrittene Plattformen für den "Free Knowledge"-Award nominiert. Der Preis ehrt Personen und deren Projekte, die sich in außerordentlichem Maße für die freie Verbreitung von Wissen und Information einsetzen.
Konkret benannt wurde einerseits der russische Torrent-Tracker RuTracker. Das Web-Projekt stellt wie auch "The Pirate Bay" Links in das P2P-Netzwerk bereit, was Nutzern den Download verschiedener Dateien ermöglicht. Da RuTracker die gelisteten Daten nicht zensiert, wird die Plattform zu einem wesentlichen Teil für urheberrechtsverletzende Downloads verwendet.
Der andere nominierte Kandidat ist das Projekt Sci-Hub. Die Webseite ermöglicht es, Paywalls unzähliger Verlage zu umgehen, die eBooks und wissenschaftliche Paper nur Mitgliedern bestimmter Universitäten oder gegen Bezahlung herausgeben. Unter Angabe der eindeutigen DOI-Ziffer vermittelt Sci-Hub automatisch einen kostenlosen Download. Laut Wikipedia listet das Archiv rund 48 Millionen verschiedene Werke. Konkret von "Wikimedia Russland" nominiert wurde die Betreuerin des Projektes Alexandra Elbakyan, eine kasachische Wissenschaftlerin, die auch Forschern aus ärmeren Gesellschaftsschichten freien Zugang zu Informationen ermöglichen will.
Sci-Hub erlangte international größere Bekanntheit, als der Verlags-Konzern Elsevier bekannt gab, Klage gegen Elbakyan eingereicht zu haben. Angeblich werden über die Webseite 220.000 unerlaubte Downloads pro Tag vermittelt.
Die Kasachin will sich genauso wie der russische Wikimedia-Verband jedoch nicht von den Beschwerden der Content-Industrie beeindrucken lassen. Die Verkündung des Gewinners des Awards wird am 15. Mai 2016 stattfinden.
Bild-Quellen:
sci-hub
Julian Wolf
(g+)
am Montag, 25.04.2016 16:21 Uhr
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