
Nach seiner Flucht aus den Vereinigten Staaten überließ Whistleblower Edward Snowden dem Enthüllungsjournalisten Glenn Greenwald die von den Servern der NSA kopierten geheimen Dokumente. Die Brisanz der darin enthaltenen Informationen ließ Greenwald Vorsicht walten lassen bei der Frage, wer Einblick bekommt und wer nicht. Die Folge: Vorwürfe, er würde sich persönlich daran bereichern. Schließlich berichtete er nicht nur auf der neu gegründeten Plattform The Intercept nahezu exklusiv über die Machenschaften der internationalen Geheimdienste, er brachte auch Bücher auf den Markt, an deren Verkäufen er kräftig mitverdiente.
Edward Snowden hat sich selbst zu der Situation nicht geäußert. Doch die Verantwortung, die mit den Daten kommt, ist dem Ex-Geheimdienstmitarbeiter durchaus bewusst. Schließlich hätte er den Datensatz auch an WikiLeaks geben können, doch die Transparenz-Plattform von Julian Assange neigt dazu, Informationen massenhaft zu veröffentlichen. Aber während das Motto "Informationen müssen frei sein" von einigen Menschen gefeiert wird, bergen die geheimen Dokumente auch ganz konkrete Risiken. Die Aufgabe, zu informieren ohne zu gefährden, hat Snowden Greenwald bei der "Übergabe" des Archivs gleich mitgegeben. Doch die Flut an Daten ist zu gewaltig für ein kleines Team, wie das von The Intercept. Greenwald selbst glaubt, er selber werde wohl "nie alle Geschichten aufdecken, die sich [in den Dokumenten] verstecken", wie er gegenüber dem Münchner Merkur erläuterte. Der US-Journalist wurde in der bayerischen Hauptstadt kürzlich für sein Buch mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet.
Verhalten der Bundesregierung "unmoralisch und widerlich"
Um weiterhin sicherzustellen, dass nur verantwortungsvolle Personen Zugriff auf die Daten bekommen, und gleichzeitig die Dokumente einer größeren Anzahl an Journalisten zugänglich zu machen, plant Greenwald demnach einen "Datenraum" in New York einrichten zu lassen. Spezifikationen und Zeitplan nennt Greenwald nicht. Vermutlich wird der Raum aber gegen Abhörmethoden gesichert und der Zugang beschränkt werden. Ob der Zugriff lokal oder über eine gesicherte Verbindung erfolgt, ist ebenfalls unbekannt. Gegenüber dem Münchner Merkur berichtet Greenwald, dass seine Arbeit nach wie vor von der US-Regierung überwacht werde. Als Beispiel nennt er einen Vorfall, bei dem in seine Wohnung eingebrochen, aber nur der Laptop seines Lebenspartners gestohlen wurde. Keine 48 Stunden zuvor habe er mit seinem Partner besprochen, die Snowden-Dokumente an ihn schicken zu wollen. Angesprochen auf den Umgang mit der NSA-Affäre in Deutschland, kommentiert Greenwald, dass der parlamentarische Untersuchungsausschuss den Skandal nicht ernsthaft aufarbeiten wolle. Es handele sich um einen rein symbolischen Akt. Der besonderen Verantwortung, die Deutschland habe – schließlich verdanke die deutsche Regierung und Bevölkerung Snowden die Aufdeckung ausländischer Überwachung – werde die Regierung nicht gerecht. Dass es die Bundesregierung ablehne, "irgendein Risiko einzugehen", um Snowden zu schützen und ihm Asyl anzubieten, sei "unmoralisch und widerlich". /tb
Bild-Quellen:
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News Redaktion
am Donnerstag, 04.12.2014 16:00 Uhr
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