Widerstand gegen die EU-Chatkontrolle: Threema und WhatsApp im Überblick

Threema und WhatsApp appellieren gegen die EU-Chatkontrolle

Signal droht mit Ausstieg aus Europa


Letzte Woche Mittwoch kündigte Signal erneut an die europäische Nutzerbasis zu verlassen, falls die EU die Verschlüsselung aufhebt. Das Unternehmen befürchtet eine massive Verletzung der Privatsphäre durch die geplante Chatkontrolle. Die Betreibergesellschaft von Threema kritisierte bereits im April scharf die geplanten Maßnahmen. WhatsApp berichtete auf Anfrage der neue Vorschlag der dänischen EU-Ratspräsidentschaft gefährde die Grundrechte jedes Nutzers ebenfalls.



Dänemark setzt auf Druckmittel


Die dänische Regierung versucht mit unlauteren Methoden, Druck auf das EU-Parlament auszuüben. Ziel ist die flächendeckende Einführung der Chatkontrolle. Anfang des Jahres kündigte Meredith Whittaker an, dass bei der Implementierung einer Hintertür für Behörden der Dienst aus allen EU-Ländern zurückziehen würde. Sie bezeichnete die Maßnahmen gar als alten Marketinggag. Warum sollte ein Messenger eine moderne Verschlüsselung einführen die selbst für Quantencomputer kaum zu knacken ist – und dann eine Hintertür für staatliche Behörden integrieren? Das sei sinnlos – so Whittaker.



Threema kämpft gegen Massenüberwachung


Bereits im Frühjahr forderte Threema, von den EU-Plänen Abstand zu nehmen. Das Unternehmen warnte vor einer Überwachung die so umfangreich sei, dass sie nicht mit Demokratie kompatibel sei. Es gehe dabei weniger um gezielte Maßnahmen sondern um ähnlich wie Speicherung wie möglich – ebenfalls auf Daten die nicht für die Dienste notwendig seien. Solch eine Überwachung stelle eine Gefahr für die Gewaltenteilung dar und klinge eher nach Totalitarismus.



Sicherheitsrisiko durch Hintertüren


Hinzu komme das technologische Risiko: Die Einführung einer Hintertür erhöhe automatisch die Gefahr eines Sicherheitsbruchs. Threema prüft derzeit alle Optionen – falls die Chatkontrolle kommt. Ob der Dienst in allen EU-Ländern den Zugang einschränken werde, ließ das Unternehmen offen. Da Threema international weniger verbreitet ist als Signal – vor allem in der Schweiz, Deutschland und Österreich – habe man vermutlich weniger zu verlieren.



Kritik von Teleguard-Chef Andreas Wiebe


Auch der CEO von Teleguard Andreas Wiebe fühlt sich an Orwell 1984 erinnert. Für ihn widerspricht die Chatkontrolle grundsätzlich dem Recht auf Privatsphäre. Er warnt vor potenziellen Cyberkriminellen – die Daten missbrauchen könnten. Die Backdoor sei ein Sicherheitsrisiko in den Händen von Hackern.



Schutz der Nutzer steht im Fokus


Wiebe der Familie schätzt, setzt sich aktiv für den Schutz Minderjähriger im Internet ein. Seine Suchmaschine Swisscows zeigt keine jugendgefährdenden Inhalte. Dennoch fordert er von den Parlamentariern ein Umdenken bei der Abstimmung.



Meta hält sich bedeckt


Meta, Betreiber von WhatsApp, schweigt bislang offiziell zum Thema Chatkontrolle. Ein Sprecher betonte nur – in Zusammenhang mit den Plänen Dänemarks – dass eine stärkere Sicherheit unerlässlich sei. Dabei untergrabe die Chatkontrollinitiative die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung – die essenziell für Privatsphäre sei.



Wird WhatsApp den EU-Raum verlassen?


Derzeit heißt es bei Meta nicht, dass WhatsApp den EU-Markt verlassen werde. Angesichts der Dominanz der Plattform in Deutschland – 92 % der Nutzer nutzen WhatsApp – ist das äußerst unwahrscheinlich. Das Unternehmen wird wohl kaum auf einen Großteil der Nutzer verzichten.



Die monopolartige Stellung von WhatsApp in Deutschland


Eine Umfrage der Bundesnetzagentur aus dem Jahr 2023 zeigt: In Deutschland nutzt die Mehrzahl der Nutzer WhatsApp. Nicht weniger als 92 Prozent greifen zu dem Dienst. Der Facebook Messenger folgt mit 36 %, Instagram Direct Messages auf Platz 3 mit 27 %. Signal landet auf Platz 9, Threema auf 15 – beide kaum relevant für den Massenmarkt. Teleguard ist kaum bekannt und fehlt in der Statistik ganz.






Kommentare

: Tragische Aussichten für die digitale Kommunikation
Aktuell haben nur Signal öffentlich angedeutet, den europäischen Markt bei den geplanten Überwachungsmaßnahmen zu verlassen. Threema prüft noch die Optionen. Die Hoffnung auf freiwilliges Verbleiben bei den Herstellern schwindet. Zwar wird vermutlich kein Anbieter freiwillig auf die Nutzer in Europa verzichten, allerdings die Gefahr ist groß – sollte die Chatkontrolle durchgesetzt werden.


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