Das Raspberry-Pi-Projekt hat ein Update des angepassten Raspberry Pi OS veröffentlicht. Diese Aktualisierung bringt die Unterstützung von Wayland auf alle Raspberry-Pi-Modelle. Zudem wurden kleinere Verbesserungen implementiert, insbesondere in der Touch-Display-Unterstützung.
Wayland ersetzt X Window System
Laut den Raspberry-Pi-OS-Maintainern ersetzt Wayland das ältere X Window System. Wayland versprach weiterhin Geschwindigkeit und ebenfalls eine erhöhte Sicherheit. Dies geschieht, weil Apps nicht direkt mit dem Display-Server kommunizieren. Stattdessen isoliert Wayland sie auf Compositor-Ebene, mittels welchem ein gegenseitiges Beobachten der Apps verhindert wird. Der Wechsel zu Wayland mit dem Compositor „wayfire“ war im vergangenen Jahr eine bedeutende Neuerung. Dieser stand jedoch nur für die leistungsstärkeren Raspberry Pi 4 und 5 zur Verfügung.
Neuer Compositor labwc für alle Raspberry Pis
Die Maintainer suchten nach einem besseren Compositor der besser zu ihren Zielen passte. So stießen sie auf „labwc“. Labwc basiert auf einer Sammlung von Bibliotheken die als „wlroots“ bekannt sind und die Grundfunktionen eines Wayland-Systems bereitstellen. Die Entscheidung zur Umstellung fiel, weil ein darauf basierender Wayland-Compositor das Rad nicht neu erfinden muss. Während des letzten Jahres verbrachten die Maintainer viel Zeit damit, labwc auf den Raspberry-Pi-Desktop zu portieren. Außerdem halfen die Entwickler von labwc und wlroots tatkräftig mit. Letztendlich steht Wayland jetzt auf allen Raspberry-Pi-Modellen zur Verfügung.
Wechsel zu labwc für bestehende Nutzer
Nach einem Update einer existierenden Bookworm-Installation fragt Raspberry Pi OS die Nutzer, ob sie auf labwc wechseln oder bei wayfire bleiben möchten. Die Entwickler empfehlen den Wechsel zu labwc nachdrücklich. Zukünftige Updates werden keinen weiteren Support für wayfire bieten. Bisherige Nutzer von wayfire auf Raspberry Pi 4 und 5 sollten kaum Veränderungen bemerken. Lediglich einige Animationen » die noch nicht in labwc umgesetzt wurden « könnten fehlen. Auch für Nutzer die weiterhin X verwenden ist ein Wechsel empfehlenswert. Die mitgelieferte Xwayland-Bibliothek ermöglicht es, nicht mit Wayland kompatible Apps weiterhin auszuführen. Dies sichert die Nutzung älterer Apps und die Vorteile neuer Sicherheits- sowie Performance-Updates. Ein Rückwechsel zu X ist jederzeit möglich. Hierfür kann über die Kommandozeile „sudo raspi-config“ aufgerufen werden. Unter „6 Advanced Options“ finden sich die notwendigen Einstellungen.
Verbesserungen und neue Funktionen in Raspberry Pi OS
Die optimierte Touch-Display-Unterstützung gehört zu den weiteren Verbesserungen. Der Raspberry Pi Desktop zeigt nun automatisch eine virtuelle Tastatur an oder versteckt sie. Zudem wird die Äquivalente zu Rechts- & Doppelklick für Touchscreens unterstützt. Die Funktionen stammen von der Integration der virtuellen Squeekboard-Tastatur. Sollte die Automatik nicht funktionieren, kann die virtuelle Tastatur über das Tastatur-Icon in der Taskleiste ein- oder ausgeblendet werden. In der Raspi-Konfiguration lässt sich diese Tastatur auch ganz deaktivieren. Sie funktioniert jedoch nur mit labwc – nicht mit wayfire oder X.
Verbesserungen im Remote-Service und neues Konfigurationswerkzeug
Die Integration des Fernwartungsdienstes Raspberry Pi Connect wurde ähnlich wie verbessert. Nun ist das Icon immer sichtbar und nicht nur bei einer aktiven Verbindung. Nutzer können den Dienst über das Icon-Kontextmenü aktivieren oder deaktivieren. Eine Unterstützung für 32-Bit-Systeme existiert momentan nicht; der Dienst läuft nur auf Raspberry Pi 4, 5 und 400.
Das Bildschirm-Konfigurationswerkzeug wurde neu implementiert und trägt den Namen „raindrop“. Es genau ebenfalls seinem Vorgänger „arandr“ und wurde in C entwickelt. Dadurch wird die Unterstützung von labwc & Touchscreens erheblich verbessert. Diese neue Version sollte eine flüssigere Performance bieten und künftig als einzige Version unterstützt werden.
Upgrade und Einrichtung der neuen Funktionen
Die neue Version von Raspberry Pi OS ist über apt, den Raspberry Pi Imager oder als Download erhältlich. Ein Update bestehender Debian-Bookworm-basierter Raspis erfolgt einfach über „sudo apt update && sudo apt full-upgrade“ in der Kommandozeile. Das Upgrade stellt keinen größeren Versionssprung dar. Um auf das neue Bildschirm-Konfigurationswerkzeug umzuschalten ist der Befehl „sudo apt purge arandr && sudo apt install raindrop“ erforderlich.
Um die neue virtuelle Tastatur zu installieren, genügt „sudo apt install squeekboard wfplug-squeek“. Um zu labwc zu wechseln, sollte in der Raspberry-Pi-Konfiguration der Boot-Schalter auf die Kommandozeile (CLI) gesetzt werden. An der Kommandozeile startet dann der Befehl „labwc-pi“ den neuen Desktop. Wenn dieser ohne Fehler startet, kann der Standard-Boot auf labwc in den Raspi-Konfigurationseinstellungen geändert werden.
Im vergangenen Jahr hatten die Entwickler Raspberry Pi OS auf eine Basis von Debian Bookworm umgestellt. Auch hier war der Wechsel zu einem Wayland-Compositor eines der zentralen Themen.
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