Italien: Illegale Zuschauer übertreffen Kinogänger

Im Zeitraum von September 2023 bis März 2024 hat man in Italien umfangreiche Analysen zu Kinofilmen angestoßen. Die Untersuchung umfasste 47 verschiedene Titel. Ziel war es – das Verhältnis von legalen zu illegalen Zuschauern zu beleuchten.



Online-Piraterie unter älteren Zuschauern


Innerhalb von sechs Monaten wurden über 56 Millionen illegale Filmvorführungen geschätzt. Das steht im Vergleich zu 42 Millionen bezahlten Kinobesuchen. Besonders bemerkenswert ist – dass jüngere Verbraucher unter 35 Jahren gerne ins Kino gehen. Ältere Zuschauer zwischen 35 und 49 Jahren und ebenfalls die betreffend 50-Jährigen hingegen meiden oft den Eintrittspreis.



Beliebte Genres bei Piraten


Die Vorliebe für bestimmte Filmgenres ist auffällig. So haben fast alle der zehn beliebtesten Filme in der „Pirateriequote“ einen Bezug zu Horror-, Actionfilmen oder Familien-Komödien. Für jede verkaufte Kinokarte schauen sich die Zuschauer in Italien mindestens 2⸴5 Filme illegal an.



Demografische Daten des Publikums


Der aktuelle Bericht von CinExpert für das erste Halbjahr 2024 zeigt ein Publikum von 53 % männlichen und 47 % weiblichen Besuchern. Im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum 2023 sind die Besucherzahlen in ganz Italien um fast 6 % gestiegen. Die größten Zuwächse verzeichnen die 3-14-Jährigen mit einem Plus von 39 % und die über 60-Jährigen mit einem Plus von 25 %. Rückgänge gab es jedoch bei den 25- bis 34-Jährigen und den 35- bis 49-Jährigen – dabei betrugen die Einbußen 8 % und 17 %.



Quellen und Studien


Die Daten stammen aus dem CinExpert ITALIA Report von Cinetel. Ergänzt werden sie durch Ergebnisse des Focus Piracy 2023-2024 der in Zusammenarbeit mit FAPAV erstellt wurde. CinExpert führt eine wöchentliche Analyse der soziodemografischen Merkmale des Kinopublikums durch. Dieses Projekt wird von Ergo Research für Cinetel realisiert. Eine weitere Quelle ist die italienische Associazione Nazionale Esercenti Cinema (ANEC) und Anica Servizi S.r.l., sowie FAPAV der Verband zum Schutz von audiovisuellen Inhalten in Italien.






Kommentare

: Wo führt der Weg hin?
Die leitenden Mitarbeiter der Rechteinhaber und ebenfalls die Anti-Piracy-Organisation FAPAV betonen die gestiegene Kaufrate der Konsumenten. Diese Verbesserung führen sie auf die Maßnahmen gegen Online- sowie gegen Streaming-Piraterie zurück. Ein früherer Zugang zu Kinofilmen als bezahlte Streams könnte die Piraterie-Quote laut ihrer Einschätzung senken. Dennoch zieht kaum jemand in Betracht – die Verwertungskette von neuen Kinoblockbustern zu reformieren. Viele Zuschauer wünschen sich einen direkten Zugang zu ihren Lieblingsfilmen oder Serien. Daher greifen sie oft auf die rechtlichen Graubereiche zurück. Eine Überlegung zur Anpassung der Verwertungskette könnte möglicherweise viel wirkungsvoller sein als Werbung für legale Inhalte.


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