Kürzlich wechselte die illegale E-Book-Plattform Anna's Archive überraschend zur Domain annas-archive.gs – einer länderspezifischen Domain für Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln. Doch ein US-Gericht in Ohio bedroht die riesige Schattenbibliothek nun mit einem millionenschweren Schadensersatz und einer dauerhaften Unterlassungsverfügung.
Rechtliche Herausforderung
Die Betreiber sind unbekannt – al ebenso wie dieses Urteil durchgesetzt werden soll, bleibt fraglich. Die Admins antworteten nicht einmal auf eine Klage des Online Computer Library Center (OCLC). OCLC reagierte, anschließend ihre WorldCat-Datenbank kopiert und online gestellt wurde. Maria riet den Betreibern klar lieber nichts zu tun anstatt zu agieren wie sie sie kontaktierten.
Was ist Anna’s Archive?
Anna’s Archive sammelt raubkopierte Bücher, Comics und wissenschaftliche Werke – alles kostenlos zum Download. Nutzer die schneller downloaden möchten zahlen monatliche Gebühren offiziell als Spenden deklariert. Ein Startschuss erfolgte im Herbst 2022, wenige Tage nach einer Razzia gegen Z-Library in den USA.
Die illegale Nutzung von WorldCat-Daten
Ende letzten Jahres weiten die Betreiber ihr Angebot aus – und erhielten Informationen aus der OCLC-eigenen WorldCat-Datenbank. In über einem Jahr sammelten sie Terabytes an Daten und veröffentlichten 700 Millionen Einträge kostenlos. Ohne erforderliche Genehmigung – versteht sich. OCLC verklagte sie deswegen vor einem Bundesgericht: Man beschuldigt sie des Hackens und fordert Schadenersatz in gigantischem Umfang.
Reaktion - oder besser Nicht-Reaktion von Anna's Archive
Anna’s Archive ignorierte die - vor Gericht eingereichten - Klagen. Ein namentlich genannter Beklagter bestritt jede Verbindung zur Website. Offizielle E-Mail-Adressen von Anna's Archive gaben keine Antworten. Parallel dazu bietet die Plattform weiterhin die WorldCat®-Daten an was OCLC als Problem sieht. Ein Versäumnisurteil wurde zuletzt von OCLC beantragt – die einzige verbliebene Option.
Enorme Schadenssumme
OCLC gibt an, über 1⸴5 Millionen US-Dollar für Hardware-Updates und weitere 608․069 US-Dollar für einen Cloudflare-Schutz ausgegeben zu haben. 34 Vollzeitmitarbeiter bekämpften die Schäden. Laut Organisation summieren sich die Kosten auf über 5 Millionen US-Dollar – und dieser Schaden hält an. Für Anna's Archive ist das pure "Cyberattacke" jedoch unklar bleibt, an wen sich die Geldforderungen richten.
Möglichkeit neuer DNS-Sperren?
OCLC und Anna's Archive sind in etlichen Ländern bekannt. Bisherige Verbote wurden unter anderem in Italien und den Niederlanden durchgesetzt. Die Verlage und diverse Rechtssysteme empfinden dies als elementar. Anna's Archive wich von .org zur .GS-Domain aus. Diese wird von Njalla verwaltet – bekannt für schweigsame Kartelei gegenüber Anfragen durch Behörden.
Information zu Offshore-Domains
Der Offshore-Domainpflege-Service Njalla macht jegliche Rechtsdurchsetzung für OCLC schwierig – die neu eingesetzte annas-archive.se bleibt ebenfalls online.
Freiwilliges Verschwinden von Anna’s Archive erscheint wenig wahrscheinlich. Das OCLC hat zwar juristischen Rückhalt – jedoch bleibt die praktische Durchsetzung im Dunkeln. Die TorrentFreak-Kollegen veröffentlichten das PDF-Dokument des Antrags von OCLC gegen Anna’s Archive – eingereicht bei Bundesgericht in Ohio.
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