Beatly Music ist eine neue Website die sich zum Ziel gesetzt hat, eine Anlaufstelle für KI-basierte Mashups zu werden. Die Betreiber wollen damit eine Art Napster oder The Pirate Bay für Musik im Internet schaffen. Der Ursprung der Idee geht auf einen KI-basierten Mashup von @ghostwriter zurück der auf TikTok für Aufsehen sorgte. Dabei wurden die Stimmen des Rappers Drake und des kanadischen Sängers The Weeknd neu interpretiert.
Das von synthetischer Intelligenz erstellte Lied erreichte vor der Löschung immerhin 250․000 Streams auf Spotify und 10 Millionen Aufrufe auf TikTok. Allerdings wurden Versuche, den Song auf großen Plattformen zu veröffentlichen, schnell wieder entfernt. Selbst Soundcloud reagierte zeitnah ebenfalls wenn die Plattform eigentlich für einen flexibleren Umgang mit dem Urheberrecht bekannt ist.
Fragwürdige Rechtslage für Mashups
Die Frage ist, ob das US-Copyright solche Mashups überhaupt abdeckt. Zumal es legal ist; stark veränderte Parodien von Werken im Internet zu veröffentlichen. Doch wie nahe kommt ein solcher Mix dem Original, wenn man die KI auf bereits existierende Gesangsclips der Künstler trainiert hat? Bisher wurde dies noch nicht höchstrichterlich entschieden.
Die großen Musik-Streaming- oder Videoplattformen wollen sich mit solchen Fragen nicht beschäftigen. Erhalten sie eine DMCA-Löschungsaufforderung eines Rechteinhabers, kommen sie dieser nach um Arbeitszeit und damit Geld zu sparen. Genau darin sehen die Macher von Beatly Music ihre Nische die sie ausfüllen wollen.
Universal Music Group: Moralische und kommerzielle Verantwortung
Die Universal Music Group (UMG) äußerte sich letzte Woche gegenüber Digital Music News. Das Unternehmen besitze "eine moralische und kommerzielle Verantwortung" gegenüber ihren Künstlern, "die unautorisierte Nutzung ihrer Musik zu verhindern und Plattformen daran zu hindern, Inhalte aufzunehmen, die welche Rechte von Künstlern und anderen Kreativen verletzen". So ein UMG-Vertreter zu den rechtlichen Schritten gegen den Mashup-Künstler @ghostwriter.
Beatly Music: Ein neuer Napster?
Die Entwickler von beatlymusic.com schreiben, sie hätten mit ihrem Online-Projekt "versucht, in die Zeit von Napster zurückzugehen". Sie wollen ein Produkt erschaffen, das es den Leuten ermöglicht, "neue und aufregende KI-Mashup-Musik zu veröffentlichen, ohne Angst haben zu müssen", dass man ihre Songs löscht oder sie verklagt. Napster war im Jahr 1999 die Mutter aller Online-Tauschbörsen.
Beatly Music behauptet, dass es aufgrund seiner dezentralen Hosting-Struktur mit Backups eine "sichere und zuverlässige Plattform" sei. Es ist jedoch bekannt: Die Website zumindest teilweise auf dem Hosting-Dienst AWS von Amazon basiert. Mit der dezentralen Hosting-Struktur ist es wohl noch nicht so weit her.
Anonymität und einfache Handhabung
Beatly Music bietet die Möglichkeit, Musik anonym zu hinterlegen, "so dass man Urheberrechte verletzen kann, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass ein großes, gefürchtetes Musiklabel hinter einem her ist". Die bezahlte Werbung auf producthunt.com besagt, dass man das Musikstück in weniger als 30 Sekunden einreichen kann. Alles was man dafür benötigt, sei der Titel der Name des Künstlers, eine Beschreibung, das Cover und die MP3-Datei.
Bleibt Beatly Music online?
Es stellt sich jedoch die Frage, ob die Website beatlymusic.com dauerhaft online bleiben wird. Der zu erwartende Schaden der Plattenlabels ist bisher weiterhin als überschaubar, schaut man sich die Anzahl der dort abgespielten Songs an. Nur das Werk von Ghostwriter und die Neuinterpretation von "Get Lucky" von Daft Punk lohnen sich bisher wirklich für den Musikkonsum. Ob die mäßige Auswahl und Qualität die Labeljuristen von ihrem Treiben abhalten wird, bleibt abzuwarten.
Kommentare