
Forscher der Universität Chicago haben eine neue Technik namens Glaze entwickelt, die es Künstlern ermöglicht, ihre Kunstwerke vor der Verwendung als Trainingsmaterial für KI-Bildgeneratoren zu schützen. Die Software legt einen unsichtbaren "Schleier" über die Kunstwerke, der von menschlichen Augen nicht wahrgenommen werden kann. Dadurch werden KI-Systeme wie Stable Diffusion gestört und sollen den Stil nicht mehr lernen oder reproduzieren können. Dieses Vorgehen erinnert an Methoden, die zur Täuschung von Gesichtserkennung eingesetzt werden.
Angst vor Werbung für die eigene Kunst
"Kunstschaffende haben Angst, neue Arbeiten online zu stellen", begründet der an der Arbeit beteiligte Computerwissenschaftler Ben Zhao die Entwicklung gegenüber der US-Zeitung. Anstatt im Internet zu bewerben, würden sie befürchten, dass sie damit "das Monster füttern, das mehr und mehr wird, wie sie". Damit werde aber ihr Geschäftsmodell zerstört. Genau deshalb hätten sie das Werkzeug entwickelt, das sie zum Download verfügbar machen wollen. Damit könnte Kunst subtil verändert werden, um es der KI-Technologie unmöglich zu machen, einen Stil auszumachen. In einem Test unter 1000 Kunstschaffenden habe sich Glaze als äußerst effektiv erwiesen.
Dass KI-Bildgeneratoren wie Stable Diffusion oder Midjourney dazu benutzt werden können, Stile von Einzelpersonen zu kopieren, war schnell nach deren Erfolg im vergangenen Jahr offensichtlich geworden. Bekannt wurde etwa der Fall des polnischen Digitalkünstlers Greg Rutkowski, dessen Stil besonders häufig kopiert wurde. Der New York Times sagte er nun, dass er inzwischen "deutlich weniger Anfragen" zur Illustration von Erstlingswerken erhalte. Die Kritik an der Praxis ist inzwischen sogar bei den Verantwortlichen für Stable Diffusion angekommen, die KI generiert inzwischen keine Kunst im Stil Rutkowskis mehr.
Konflikt wird größer
Wie das Team aus Chicago jetzt erläutert, können Kunstschaffende ihre Werke in Glaze laden und dort einen ganz anderen als den benutzten Kunststil auswählen. Die Technik verändert die Werke minimal, wodurch sie nicht mehr als Trainingsmaterial genutzt werden können, weil die KI den anderen Stil "erkennt". Dann könnten sie online gestellt werden, ohne dass man Angst haben müsste, dass eine KI den Stil lernen kann. Natürlich sei das nicht zukunftssicher, gesteht das Team ein, irgendwann dürften erfolgreiche Gegenmaßnahmen gefunden werden. Bis dahin könnten aber vor allem neuen Werke so geschützt werden. Die Gruppe plant eine Windows- sowie eine Mac-Version und hofft auf breite Verbreitung. Rutkowski jedenfalls will sie einsetzen.
Nach dem Hype um die KI-Bildgeneratoren im vergangenen Jahr ist die Software ein weiterer Schritt, mit dem sich Kunstschaffende gegen die unentgeltliche Nutzung ihres Materials wehren wollen und können. In den vergangenen Wochen waren bereits Klagen gegen erste KI-Unternehmen eingereicht worden. Raymond Ku, ein Professor für Urheberrecht, sagte der New York Times noch, dass er davon ausgeht, dass künftig eine Art Vergütungssystem entwickelt wird, aus dem für die Kunstschaffenden zumindest eine geringfügige finanzielle Beteiligung abfallen wird. Bis dahin dürfte sich der Konflikt verschärfen.
Siehe auch:
- Dall-E 2 bei heise Download
- Stable Diffusion bei heise Download
- KI-Software bei heise Download
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