Hogwarts Legacy auf dem PC - Technisch eine Katastrophe (Update mit Benchmarks)

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Bild: Hogwarts Legacy auf dem PC - Technisch eine Katastrophe (Update mit Benchmarks)

Im neuen Harry Potter-Spiel Hogwarts Legacy waren die ersten zehn Minuten für den Autor faszinierend, aber auch frustrierend. Die Technik und das Design der Spielwelt haben ihn begeistert, aber technische Probleme haben ihn immer wieder aus dem Spiel gerissen. Im aktualisierten Artikel gibt es jetzt erste Benchmarks sowie Informationen zum VRAM-Bedarf und zu den Frametimes. Es scheint, dass das Spiel auf dem PC mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen hat.



In diesem ersten Blick auf die Technik der PC-Version gehe ich auf die größten Probleme ein, die sie in ihrem aktuellen Zustand ohne Day-One-Patch meiner Erfahrung nach hatte, ergänzt durch Einschätzungen aus dem gesamten GS-Testteam. Ein passendes Video von meinem Kollegen Christian Fritz Schneider findet ihr direkt zu Beginn dieses Artikels.


Schnellnavigation:



? Eine tolle Inszenierung mit Schwächen im Detail

? Selbst Highend-Hardware bekommt schnell Probleme

? Extreme FPS-Einbrüche, Stop-Motion-Cutscenes & Grafik-Bugs

? Benchmarks, Speicherbedarf und Frametimes

? Fazit: Es ist ein großer Jammer


Da ich möglichst lange auf das Erscheinen des Day-One-Patches warten wollte, zu dem es bis zum Erscheinen dieses Artikels nicht mehr gekommen ist, kann ich vorerst nur diese begrenzten ersten Eindrücke liefern. Weitere Erfahrungen mit langsamerer Hardware so wie Tests der Auswirkungen etwaiger Patches und Tipps für die besten Grafikeinstellungen folgen.


Aktuell gilt meiner und der Erfahrung der Kollegen nach zu urteilen aber Folgendes: Ganz egal, welche Hardware ihr auch habt - auf Windows-Rechnern müsst ihr euch auf Probleme einstellen. Es folgt eine kurze Übersicht der am schwersten wiegenden Ärgernisse, die mir und allen GS-Testern bislang begegnet sind, bevor ich euch meine Erfahrungen genauer schildere.


  • starke Einbrüche der Bildrate

  • Grafikfehler

  • Abstürze

  • Pop-In von Objekten und Schatten


Was Hogwarts Legacy spielerisch zu bieten hat, erfahrt ihr in unserem großen Test zu dem Spiel:


Hogwarts Legacy ist das perfekte Harry-Potter-Spiel - nur (noch) nicht auf dem PC


Transfeindlichkeit bei J.K. Rowling

Der Erfolg von Hogwarts Legacy kommt indirekt Harry Potter-Autorin J.K. Rowling zugute, die durch bestehende Verlagsrechte und den damit einhergehenden Verkauf der Bücher partizipiert. Rowling fällt weiter aktiv durch Anti-LGBTQIA+-Rhetorik auf und unterstützt aktiv die Anti-Trans-Politik in UK. Dieser Artikel erklärt Rowlings Aussagen und fasst Reaktionen von Betroffenen zusammen. Einen Überblick der Kontroversen rund um Hogwarts Legacy findet ihr in unserer Zusammenfassung. Weitere Informationen über die Thematik findet ihr unter anderem hier und hier.


Wie GameStar mit kontrovers diskutierten Spielen umgehen und warum wir weiterhin über Hogwarts Legacy berichten, erklärt Chefredakteur Heiko Klinge in seiner Kolumne:


Eine tolle Inszenierung mit Schwächen im Detail


Egal, ob man die Welt von Harry Potter mag, nicht mag oder ihr neutral gegenübersteht: Es gelingt der Technik von Hogwarts Legacy sehr gut, diese Welt äußerst stimmungsvoll in Szene zu setzen.


Bei genauem Hinsehen hat man zwar doch immer wieder das Gefühl, dass technisch etwas mehr drin gewesen wäre, beispielsweise in Sachen Weitsicht, Auflösung der Texturen oder dem Detailgrad mancher Objekte. Siehe etwa auf dem Bild unten diese einerseits herrlich einladenden Süßigkeiten, die aber andererseits doch meist keine Tiefe aufweisen.


Aber das ist in Anbetracht der mit äußerst viel Liebe zum Detail gestalteten Welt mit stimmiger Beleuchtung, abwechslungsreicher Darstellung und den großen Dimensionen, die auch durch die Bewegung zu Fuß, auf Reittieren und in der Luft nochmals wachsen, auf den allerersten Blick mehr als leicht zu verkraften. Bis die Technik anfängt, größere Zicken zu machen.


Selbst Highend-Hardware bekommt schnell Probleme


Um das nochmal kurz klarzustellen: Mit meinen ersten zehn Minuten in der Spielwelt meine ich nicht die Einleitung, sondern den per Savegame der geschätzten Kollegin Natalie erschummelten Sprung direkt nach Hogwarts und nach Hogsmeade.


Zugegebenermaßen zeigt sich die Technik dort in ihrem schlechtesten Zustand, insbesondere im Vergleich mit der weniger problembehafteten offenen Welt außerhalb dieser wohl bekanntesten Schauplätze von Harry Potter. Die Spielerfahrung kann also auch deutlich runder sein als dort.


Aber was ich in der kurzen Zeit mit einer Geforce RTX 4090, AMDs Ryzen 9 7900X und 32,0 GByte DDR5-RAM auf einer pfeilschnellen SSD erlebt habe, darf meiner Meinung nach in so einer gehäuften Form einfach nicht passieren.


Und eine weitere Klarstellung: Meine Spielerfahrung beschränkt sich nicht auf diese ersten zehn Minuten und gemeinsam in der Redaktion haben wir mittlerweile sehr viele Stunden mit unterschiedlicher Hardware in dem Spiel verbracht - von Problemen verschont geblieben sind wir aber nie.


Extreme FPS-Einbrüche, Stop-Motion-Cutscenes & Grafik-Bugs


Eine Geforce RTX 4090 kommt in der Regel locker mit der 4K-Auflösung zurecht. Das gilt umso mehr, wenn man das aktuell ohnehin nicht in Hogwarts Legacy empfehlenswerte und sehr FPS-hungrige Raytracing ausschaltet, das optisch meist nur einen eher geringen Unterschied ausmacht.


Dennoch kommt es auf meinen High-End-PC immer wieder zu einem kurzen Ruckeln, dass teilweise sogar soweit geht, dass die Szene komplett einfriert. Die Frametimes gehen teils in den vierstelligen Millisekunden-Bereich. Das bedeutet, dass es über eine Sekunde dauert, ein einzelnes Bild zu berechnen, was sich in einem kurzen Stillstand des Spiels äußert.


Besonders problembehaftet sind oft auch die Zwischensequenzen. Kommt es hier zu Rucklern, bezeichnet das meine Kollegin Natalie in solchen Fällen sogar als Stop-Motion mit Knetfiguren. Und dann gesellen sich da noch Bugs, Grafikfehler und teilweise auch Abstürze hinzu.


Man könnte fast schon vermuten, dass Absicht dahinter steckt, wenn ausgerechnet eine Dame namens Bugbrooke kein Gesicht hat und immer wieder wie ein Geist flimmernd auftaucht und verschwindet:


Mit Raytracing ist mir klar sichtbares Pop-In von Objekten und insbesondere Schatten noch mehr aufgefallen als ohne. Und teilweise verändert sich die Lichtstimmung beim Übertreten einer unsichtbaren Grenze ohne erkennbaren Grund, etwa von eher bläulich zu eher grünlich.


Benchmarks, Speicherbedarf & Frametimes


Inzwischen konnte ich auch erste konkrete Benchmarks in verschiedenen Auflösungen und Detailstufen durchführen, sowohl mit dem sehr schnellen Rechner als auch mit einem langsameren PC. Basis ist das anspruchsvolle Gebiet in Hogsmeade, die Performance ist im Spiel also oftmals eher besser.


Ungewöhnlich dabei: Es gibt keinen exklusiven Vollbildmodus, für den Wechsel der Auflösung muss ich daher entweder die Windows-Auflösung ändern (gilt für den rahmenlosen Fenstermodus) oder im Fenstermodus mit sichtbarem Rand spielen.


RTX 4090: Full HD

2560x1440

3840x2160

?



RTX 4090: Full HD

Ryzen 9 7900X, 32,0 GByte DDR5-6000, Windows 11



  • avg. FPS

  • 99th Percentile


RTX 4090

Ultra + RT, DLSS Qualität + Frame Generation

135,4

62,9

RTX 4090

Ultra + RT, kein Upscaling

72,5

47,3



  • 0,0

  • 28,0

  • 56,0

  • 84,0

  • 112,0

  • 140,0


Angaben in Bildern pro Sekunde, mehr ist besser


2560x1440

Ryzen 9 7900X, 32,0 GByte DDR5-6000, Windows 11



  • avg. FPS

  • 99th Percentile


RTX 4090

Ultra + RT, DLSS Qualität + Frame Generation

132,4

62,8

RTX 4090

Ultra + RT, kein Upscaling

65,5

40,0



  • 0,0

  • 28,0

  • 56,0

  • 84,0

  • 112,0

  • 140,0


Angaben in Bildern pro Sekunde, mehr ist besser


3840x2160

Ryzen 9 7900X, 32,0 GByte DDR5-6000, Windows 11



  • avg. FPS

  • 99th Percentile


RTX 4090

Ultra + RT, DLSS Qualität + Frame Generation

106,3

64,3

RTX 4090

Ultra + RT, kein Upscaling

53,0

32,5



  • 0,0

  • 22,0

  • 44,0

  • 66,0

  • 88,0

  • 110,0


Angaben in Bildern pro Sekunde, mehr ist besser


Mit maximalen Details samt Raytracing fordert Hogwarts Legacy die bärenstarke RTX 4090 bereits in Full HD ordentlich und es stehen nur 72,5 FPS zu Buche. In 4K sinkt der Wert auf 53, wobei die wichtigen minimalen FPS in Form des 99ten Perzenitls mit 32,5 nochmal klar niedriger ausfallen.


DLSS wirkt in Kombination mit der RTX-4000-exklusiven Funktion der Frame Generation aber wahre Wunder und verdoppelt die Bildrate teils sogar. Größere optische Probleme oder eine zu hohe Latzen sind mir dabei bislang nicht aufgefallen, viel Zeit zum Testen des Features hatte ich aber noch nicht.


RTX 2060 Super: 1920x1080

2560x1440

3840x2160

?



RTX 2060 Super: 1920x1080

Ryzen 5 3600X, 16,0 GByte DDR4-3600, Windows 11



  • avg. FPS

  • 99th Percentile


RTX 2060 Super

Hoch, DLSS Qualität

63,5

38,9

RTX 2060 Super

Hoch, kein Upscaling

62,8

37,4



  • 0,0

  • 14,0

  • 28,0

  • 42,0

  • 56,0

  • 70,0


Angaben in Bildern pro Sekunde, mehr ist besser


2560x1440

Ryzen 5 3600X, 16,0 GByte DDR4-3600, Windows 11



  • avg. FPS

  • 99th Percentile


RTX 2060 Super

Hoch, DLSS Qualität

58,6

38,9

RTX 2060 Super

Hoch, kein Upscaling

54,2

34,1



  • 0,0

  • 12,0

  • 24,0

  • 36,0

  • 48,0

  • 60,0


Angaben in Bildern pro Sekunde, mehr ist besser


3840x2160

Ryzen 5 3600X, 16,0 GByte DDR4-3600, Windows 11



  • avg. FPS

  • 99th Percentile


RTX 2060 Super

Hoch, DLSS Qualität

45,4

24,8

RTX 2060 Super

Hoch, kein Upscaling

30,5

22,6



  • 0,0

  • 10,0

  • 20,0

  • 30,0

  • 40,0

  • 50,0


Angaben in Bildern pro Sekunde, mehr ist besser


Wechsel ich zu einem Rechner mit deutlich langsamerer Hardware, aber auch zu hohen Details, erreicht die RTX 2060 Super in Full HD immerhin knapp über 60 FPS. Aber auch in diesem Fall sind die minimalen Bilder pro Sekunde mit 37,4 FPS ziemlich gering.


In niedrigen Auflösungen hilft DLSS bei weniger hohen Grafikdetails wie gewohnt kaum, da hier der Prozessor zum Flaschenhals wird. Dafür ist der Performance-Gewinn in 4K mit etwa 45 statt 30 FPS durchaus beachtlich. Aufgrund der klar zu niedrigen minimalen FPS sollte man die RTX 2060 Super aber unserer Einschätzung nach wie von anderen Titeln gewohnt maximal für das Spielen in WQHD verwenden.


Problematisch bleiben außerdem oftmals die Frametimes, zumindest in unserer anspruchsvollen Testsequenz. In diesem Beispiel mit der RTX 2060 Super liegen die durchschnittlichen FPS zwar in einem ordentlichen Bereich oberhalb der 40 Bilder pro Sekunde, aber die ständigen leichten Schwankungen sorgen für ein unrundes Spielgefühl und am Ende der Sequenz kommt es zu einem klaren Ruckeln:


Der Speicherbedarf ist hoch


Außerdem haben wir uns mit der RTX 4090 angesehen, wie viel VRAM Hogwarts Legacy verlangt ? und es ist viel. Bereits in Full HD und mit mittleren Details kratzen wir an der Grenze zu 8,0 GByte, die in WQHD dann endgültig überschritten wird. Mit maximalen Details und in 4K wird kommt dann selbst eine GPU mit 12,0 GByte VRAM an ihre Grenzen.


Auch in Sachen System-RAM braucht das Spiel durchaus einen ordentlichen Puffer. Ich messe je nach Auflösung und Detailstufe Werte im Bereich von 10 bis 13 GByte RAM für Hogwarts Legacy.


Da ihr meinen bisherigen Erfahrungen nach zu urteilen nicht allzu viele Möglichkeiten habt, den generell hohen Speicherbedarf deutlich zu senken, sollte euer PC am besten über viel RAM und Videospeicher verfügen.


Ich empfehle nach aktuellem Stand mindestens 16,0 GByte RAM und 8,0 GByte VRAM, aber besser noch 32,0 GByte RAM und 10 bis 12,0 GByte VRAM, insbesondere ab der WQHD-Auflösung. Dass noch ausstehende, zukünftige Patches an dieser Empfehlung etwas ändern werden, halten ich gleichzeitig für unwahrscheinlich - aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.


Fazit: Es ist ein großer Jammer


All das ist um so ärgerlicher, weil diese liebevolle Welt so sehr dazu einlädt, sie zu erkunden und zu erleben. Nicht nur meine bald vierjährigen Zwillinge wurden von über dem Kopf schwebenden Büchern, einem den Zylinder zum Gruß hebendem Schneemann, einem Flug auf einem Thestral um Hogwarts herum und Mondkälbern mit riesigen Augen sofort in den Bann gezogen, sondern auch ich, obwohl ich Harry Potter eigentlich eher neutral gegenüberstehe.


Meine Kinder helfen sicher dabei, eine Begeisterung für die Welt von Hogwarts zu entfachen. Außerdem hat das Spiel den Büchern und Filmen viel zu verdanken, die jede Menge kreativer Vorlagen liefern. Aber es ist dennoch eine beachtliche Leistung, all das auch grafisch in derart überzeugender Form umzusetzen - wären da nicht all die angesprochenen Probleme.


Es bleibt nur zu hoffen, dass Patches die Situation auf dem PC möglichst schnell deutlich verbessern. Wie flott das gelingt (und wie gut), ist schwer zu sagen. Aktuell ist es mir deshalb nicht möglich, euch guten Gewissens zu einem Kauf auf dem PC raten - auch wenn es sich sehr lohnen kann, über all die technischen Ärgernisse hinwegzusehen. Falls euch das denn gelingt.






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