12 Jahre Haft für Cybertrading-Betrug

Cybertrading-Betrug brachte für Angeklagten 12 Jahre Haft

Ein 29-jähriger Mann wurde vom Landgericht Saarbrücken zu 12 Jahren Haft verurteilt, weil er eine betrügerische Cybertrading-Plattform betrieben hat. Der Mann wurde beschuldigt, durch gewerbsmäßigen Bandenbetrug mit betrügerischen Finanzplattformen einen Gesamtschaden von gut 32 Millionen Euro verursacht zu haben. Circa 1040 Opfer investierten ihr Geld in der Hoffnung auf hohe Gewinne, aber das Geld wurde nie investiert und floss direkt in die Taschen der Betrüger.



Als Co-Chef eines kosovarischen Callcenters war der Mann ein ranghohes Mitglied einer Bande und nutzte Online-Portale für hochspekulative Finanzwetten, um Anleger systematisch um ihr Geld zu bringen. Telefon-Agenten von südosteuropäischen Callcentern animierten Anleger unter Zusagen hoher Renditeversprechen immer wieder neu dazu, noch mehr Geld nachzuschießen. Sie spiegelten ihren Opfern vor, dass sie mit ihrem eingezahlten Geld über die Plattformen auf den Verlauf von Börsenkursen wetten könnten. Tatsächlich allerdings landeten die Zuschüsse in den Taschen der Betrüger.



Bereits seit vier Jahren richteten Ermittler aus Deutschland und Österreich ihre Aufmerksamkeit auf das Netzwerk. Im Sommer 2019 hoben die Beamten schließlich das Callcenter im Kosovo aus. Den inzwischen verurteilten Mann verhaftete die Polizei rund zwei Monate nach der Razzia, als er sich zum Sommerurlaub in Albanien aufhielt.



Die betrügerische Cybertrading-Bande um den Mann ordnen die Beamten mehr als 400 Mitglieder zu. Er ist das erste verurteilte Mitglied. Gegen einen Partner des Verurteilten, Betim T., hat man zwar Anklage erhoben, aber er befindet sich derzeit noch im Kosovo und wird offenbar nicht ausgeliefert. Ein weiterer ehemaliger Telefonberater aus dem von dem Mann betriebenen Callcenter im Kosovo sitzt zurzeit in Saarbrücken in U-Haft und wartet noch auf seine Anklage. Andere Callcenter-Agenten verwendeten bei Interaktionen zu ihren Opfern falsche Identitäten.



Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, und der Strafverteidiger hat Revision angekündigt. Der mutmaßliche Kopf der Bande, ein Deutscher, der sich in der Vergangenheit mit Online-Casinos und Plattformen für Online-Poker einen Namen gemacht hatte, wurde im Januar 2019 in Österreich festgenommen und später nach Deutschland ausgeliefert. In Untersuchungshaft in Saarbrücken starb er im Sommer 2020 an einer Medikamenten-Überdosis, und die genauen Hintergründe seines Todes bleiben unklar.



Cybertrading-Betrug: Callcenter-Chef zu Höchststrafe verurteilt


Ein Chef eines Callcenters in Prag wurde in einem der größten Cybertrading-Betrugsfälle zu einer Höchststrafe von sieben Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Zusammen mit zwei weiteren Geschäftsführern einer Firmengruppe soll er Hunderte von Privatpersonen um ihr Geld gebracht haben. Der Fall wurde in Saarbrücken vor Gericht gebracht.



Täter auf freiem Fuß


Während der zwei Jahre lang andauernden Ermittlungen zu dem Fall stellte sich heraus, dass die beiden anderen Geschäftsführer und weitere Beschuldigte im Ausland auf freiem Fuß waren. Der Chef des Callcenters in Prag ist sogar untergetaucht. Insgesamt fanden 35 Razzien in fünf verschiedenen europäischen Ländern statt und 5,1 Terabyte an Daten wurden sichergestellt. Die Auswertungen zu diesem Fall füllen 866 Aktenordner und die Anklageschrift umfasst 728 Seiten.



Geschädigte Anleger


Mehr als 20 Geschädigte traten während des Prozesses als Zeugen auf. Die Beweisaufnahme zeigte, wie skrupellos die Cybertrading-Betrüger vorgingen. Einige Geschädigte verloren bis zu 190.000 Euro. Ein Anleger nahm sich das Leben, nachdem er viel Geld vergebens investiert hatte. Hierbei hatte er erst 180.000 Euro bei der betrügerischen Plattform Option888 eingezahlt und nach dem Verlust wurde ihm von weiteren Betrügern versprochen, das Geld zurückzuholen, wenn er erneut eine niedrige sechsstellige Summe investiert. Das Geld lieh er sich von Freunden und nachdem auch diese Summe verloren war, sah der Mann keinen Ausweg mehr.



Skandalöse Methoden


Die Tricks der psychologisch geschulten Telefon-Agenten wurden vom Vorsitzenden Richter Heiner Schmidt in der Urteilsbegründung hervorgehoben. Kunden wurden gezielt in die Überschuldung getrieben. S. trug als einer der zwei Geschäftsführer zur Organisation und Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes bei. Damit hielt er ein, auf massenhaften Betrug von Privatanlegern ausgerichtetes Geschäftsmodell, am Laufen.



Höchststrafe verhängt


Richter Schmidt begründete die verhängte Höchststrafe damit, dass sich S. nicht nur in seiner Rolle als Callcenter-Chef schuldig gemacht hatte, sondern in Einzelfällen auch selbst beim direkten Kundenbetrug mitwirkte. In insgesamt acht Fällen habe er Kunden vermeintliche Boni gutgeschrieben oder Einzahlungslimits geändert – alles mit der Absicht, die Kunden zu mehr Einzahlungen zu verleiten.



Unklarheit über Entschädigung


Es ist noch unklar, ob und wieviel die Geschädigten nach dem Urteil von ihrem Geld zurückbekommen werden. Das Gericht legte fest, dass fast 1,3 Millionen Euro des Vermögens von Azem S. eingezogen werden sollen. Trotz der zahlreichen Razzien und dem erfolgreichen Fall wird der Cybertrading-Betrug noch immer als aktuelles Problem angesehen. Es laufen Ermittlungen zu weiteren unseriösen Tradingportalen.








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