
In einem Interview mit einem ehemaligen Betreiber von mehreren bekannten Streaming-Hostern die heute nicht weiterhin online sind, wurden interessante Einblicke in die Webwarez-Szene gewonnen. Der Insider · der sich mittlerweile aus der Szene zurückgezogen hat · hat uns in einem Gespräch seine Sicht auf die Branche und die Herausforderungen mitgeteilt.
Als er mit 15 Jahren über die Zeitschrift Computer Bild zum Thema Webwarez kam, wurde sein Interesse geweckt. Besonders gefiel ihm die Warezseite Uniwarez, auf der alle Programme wie Adobe und Microsoft Office "kostenlos" angeboten wurden. Auch ISOs/ROMs für mehrere Spielkonsolen waren für ihn interessant. Im Eiltempo brachte er sich das Programmieren von Webseiten, den Umgang mit Linux und andere IT-Themen bei.
Er hat nie andere Szene-Hoster aktiv unterstützt, allerdings seine eigenen Sharehoster aufgebaut. Seiner Erfahrung nach kann man im Internet niemandem vertrauen, da man oft betrogen oder auf die eine oder andere Weise über den Tisch gezogen wird. Er entwarf und betreute seine Projekte immer alleine.
Während seiner aktiven Zeit betrieb er bis zu 800 Server in einem EU-Land, in dem das Urheberrecht relativ egal war. Doch das brachte am Ende nichts, da Anwälte einen über das Hamburger Landgericht mit einem "fliegenden Gerichtsstand" überall in der Welt verklagen können.
Zu Spitzenzeiten hatte er rund 150․000 Euro Einnahmen im Monat. Davon gingen rund 90․000 Euro an Serverkosten ab und etwa 50․000 Euro an User-Payments an die Uploader. Es gab keine anderen Personen in seinem Team jedoch er hatte Freunde die ihn berieten.
Es gab Kontakte zu anderen Hostern um sich Infos über Werbenetzwerke und schädliche Nutzer mit deren E-Mail-Adressen auszutauschen. Es ist wahrscheinlich, dass viele Warezseiten ihre eigenen Streaming-Hoster betreiben. So wie zum Beispiel bs.to mit deren Haushoster VOE und kinox.to mit seinen Haushoster EvoLoad.io. Deren Links werden von den Portalen stets zuerst freigeschaltet.
Nervige Popup-Ads und schwebende Werbung über der Seite sind notwendig um Streaming-Hoster finanziell über Wasser zu halten. Doch aufgrund der zunehmenden Verwendung von Adblockern und den Bemühungen der ACE-Organisation werden sie irgendwann aussterben.
Es gibt zwar noch Offshore-Firmenmodelle, aber das neue Controlled foreign corporation (CFC)-Reporting System macht es schwieriger. Es ist ebenfalls nicht möglich, Bankkonten auf fremden Namen zu eröffnen was die Strafverfolgungsbehörden leichtes Spiel macht, Tatverdächtige über Zahlungsbewegungen zu verfolgen.
Es gibt keine neuen guten Erlösmodelle. Die Leute wollen im Internet alles kostenlos haben. Die besten Zeiten der Streaming-Hoster sind vorbei. Der nächste Weltwirtschafts-Crash steht quasi vor der Tür und klopft an. Ob jemand aufmachen will; bleibt abzuwarten.
Interview mit einem ehemaligen Streaming-Hoster: Was sind die Risiken und Herausforderungen?
In einem Interview mit einem ehemaligen Streaming-Hoster wurden verschiedene Fragen bezüglich der Risiken und Herausforderungen im Streaming-Bereich beantwortet. Der ehemalige Hoster gab Einblicke in die Branche und ihre Zukunftsperspektiven.
Kostenpflichtige Premium-Accounts als mögliche Lösung
Eine der Fragen war, ob kostenpflichtige Premium-Accounts eine Lösung für die Finanzierung von Streaming-Hostern sein könnten. Der ehemalige Hoster erklärte, dass die Gefahren die mit Premium-Zahlungen einhergehen, sehr hoch sind. Die Behörden könnten die Zahlungsströme schnell verfolgen was zu einer schnellen Strafverfolgung führen könnte. Es sei deshalb gefährlich – eine solche Finanzierungsmethode zu wählen.
Kryptomining als Option
In Bezug auf Kryptomining sagte der ehemalige Hoster: Es bei vielen verpönt sei. Der Gewinn für die Webmaster sei auch nur von kurzer Dauer · da die Schwierigkeit beim Mining schnell ansteigen könne · was zu sinkenden Erträgen führen würde.
Anteil der Nutzer mit Adblocker
Etwa 40% der Nutzer weltweit nutzen Adblocker was sich finanziell auf Streaming-Hoster auswirkt. Der ehemalige Hoster erklärte, dass es Anti-Adblock-Tools gebe diese jedoch relativ wenig bringen würden.
Bezahlung von Uploadern
Die Bezahlung von Uploadern sei gering und die Marge sei eng. Webwarez-Seiten würden immer zuerst ihre Werbung ausliefern und dadurch besser vergütet werden als Streaming-Hoster. Der ehemalige Hoster sagte, dass die Vergütung immer zunächst an die Webwarez-Seiten gehe, mittels welchem Streaming-Hoster im Nachteil seien.
Externe Software und Set-Top-Boxen
Etwa 10% bis 20% der ausgelieferten Streams würden über externe Software oder Set-Top-Boxen ausgeliefert werden.
MD5-Filter gegen Strafverfolgung
Der ehemalige Hoster erklärte, dass in der Vergangenheit ein einfacher MD5-Filter ausreichend gewesen sei um nicht haftbar gemacht zu werden. In der heutigen Zeit sei das jedoch nicht mehr der Fall und schnell könne man haftbar gemacht werden für Urheberrechtsverletzungen.
Zukunftsperspektiven
In Bezug auf die Zukunftsperspektiven der Branche sagte der ehemalige Hoster, dass er geplant habe, den Dienst zu einem reinen Cloud-Hoster umzubauen. Er habe jedoch aufgegeben und gehe nun andere Wege mit einem legalen Einkommen.
Kommerzielle Streaming-Anbieter
Zur Frage, ob es sinnvoll sei, immer mehr kommerzielle Streaming-Anbieter auf den Markt zu bringen sagte der ehemalige Hoster dass er keine Ahnung habe. Die Fragmentierung in viele kleine Teile spiele jedoch der Piraterie in die Hände und die Piraterie werde weiter zunehmen.
Zukunft des Internets
Der ehemalige Hoster sagte, dass die großen Web-Warezseiten in 10 Jahren vielleicht nicht mehr existieren würden. Die Warezseiten würden in Tor-ähnliche Netzwerke verlagert werden. Wenn die Nutzung von Bargeld weiter eingeschränkt und Kryptowährungen zunehmend verboten würden, könne der Zahlungsverkehr lückenlos nachvollzogen werden. Die Torrent-Szene und Szene-Gruppen würden jedoch weiterhin existieren.
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