EncroChat-Hack: Verteidiger fordern Prozess-Abbruch gegen Drogenbande

EncroChat-Hack: Verteidiger fordern Prozess-Abbruch gegen Kokain-Bande

Ein Drogen-Prozess am Landgericht (LG) Neubrandenburg mit dem Aktenzeichen 23 KLs 7/21 hat gerade begonnen, allerdings es kam nicht zur geplanten Verlesung der Anklage. Stattdessen beantragten mehrere Verteidiger einen Verfahrens-Abbruch gemäß einem DPA-Bericht. Die Anwälte beriefen sich auf Beschlüsse wie den vom Landgericht (LG) Berlin im Juli dieses Jahres. In diesem Fall ließ die Richterin EncroChat-Mitschnitte nicht als Beweismittel zu und urteilte. Dass Daten einem Verwertungsverbot unterliegen, da die Handy-Spionage ohne einen "erforderlichen konkreten Tatverdacht" durchgeführt worden sei.



Im aktuellen Verfahren wirft die Staatsanwaltschaft vier Angeklagten im Alter zwischen 39 und 59 Jahren unerlaubte und bandenmäßige Einfuhr von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge vor. Die Beschuldigten stammen aus dem Landkreis Mecklenburgische Seenplatte und Schwerin und sollen als Kokain-Bande größere Mengen Rauschgift aus den Niederlanden in mindestens zwei präparierten Autos geholt und damit gehandelt haben.



Nach einer Razzia im November 2020 durch das Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern wurden gegen drei der Verdächtigen Haftbefehle wegen illegalen Drogenhandels erlassen. Bei den Durchsuchungen konnten die Ermittler Drogen in nicht geringer Menge (~circa․ 2 kg Kokain) und ebenfalls weitere Beweismittel sicherstellen. Auf die Spur der Angeklagten kam man durch eine Daten-Abfangaktion mittels EncroChat-Hack von französischen Ermittlern aus dem Jahr 2020. Eine Fortsetzung des Verfahrens ist für den 11. Oktober geplant.



EncroChat-Handys versprachen Anonymität, wurden jedoch gehackt


EncroChat-Handys wurden den Kunden als Garant für perfekte Anonymität angepriesen. Allerdings stellten französische Ermittler fest, dass EncroChat auch über Server in der Stadt Lille verfügte. Spezialisten gelang es infolgedessen, das Chatnetzwerk zu knacken und Schadsoftware auf sämtliche EncroChat-Handys zu schleusen. So konnten die Daten unbemerkt von den Geräten abgefangen und auf einen anderen Server ausgelenkt werden.



Trotz Anonymitätszusagen seitens des Herstellers konnten die EncroChat-Daten von Ermittlern geknackt werden. Dies führte zur Aufdeckung von illegalen Aktivitäten und Drogenhandel. Der aktuelle Drogen-Prozess vor dem Landgericht (LG) Neubrandenburg könnte jedoch aufgrund des Verfahrens-Abbruch-Antrags der Verteidiger ins Stocken geraten.




Zuletzt aktualisiert am Uhr





Kommentare


Anzeige