Wallstreet Market: Hohe Haftstrafen für Betreiber des Darknet-Marktplatzes

Wallstreet Market: Hohe Haftstrafen für Betreiber des Online-Shops

Drei Männer, die hinter dem Wallstreet Market standen, wurden vom Landgericht Frankfurt zu hohen Haftstrafen verurteilt. Die Entscheidung des Gerichts wurde am Freitag bekannt gegeben und bewegte sich zwischen fünf Jahren und drei Monaten sowie sieben Jahren und neun Monaten. Die Generalstaatsanwaltschaft hatte dies gefordert und das Gericht folgte diesem Antrag.



Die Männer wurden wegen bandenmäßigen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge angeklagt. Der Wallstreet Market galt nach dem Ausscheiden vom Dream Market als der weltweit zweitgrößte Darknet-Marketplace. Über 5.400 Händler waren auf der Plattform aktiv und verkauften mehr als 63.000 illegale Waren und Dienstleistungen, darunter Drogen, ausgespähte Daten, gefälschte Dokumente und Malware, an etwa 1.150.000 Kunden. Für die Betreiber aus Bad Vilbel, Esslingen und Kleve war dies ein lukratives Geschäft.



Illegale Aktivitäten brachten Millionenumsätze


Zwischen 2016 und Anfang 2019 verdienten die Männer, die unter den Pseudonymen "TheOne", "coder420" und "Kronos" bekannt waren, Millionen durch ihre illegalen Geschäfte. Der Wallstreet Market brachte insgesamt 36 Millionen Euro ein, von denen die Angeklagten einen Anteil von 2,5 bis 5,5 Prozent Provision einbehielten.



Ende des Wallstreet Markets im Mai 2019


Beamte der Sondereinheit GSG 9 nahmen das Trio im April 2019 fest. Bei Wohnungsdurchsuchungen stellten sie Bargeldbeträge in Höhe von über 550.000 Euro, Kryptowährungen wie Bitcoin und Monero im sechsstelligen Bereich, hochwertige Kraftfahrzeuge und zahlreiche weitere Beweismittel, insbesondere Computer und Datenträger, sicher. Die Server des Darknet-Marktes wurden ebenfalls beschlagnahmt. Der Wallstreet Market wurde im Mai 2019 vom Netz genommen. Er war auf einem Server des ehemaligen NATO-Stützpunkts, der als "Cyberbunker" bekannt wurde, gehostet.



Prozessbeginn im April 2021


Im April 2021 begann der Prozess gegen die drei Männer. Sie wurden beschuldigt, die Plattform zwischen März 2016 und April 2019 aufgebaut und betrieben zu haben. Zudem mussten sie sich wegen des Verdachts des bandenmäßigen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge verantworten. Gegen zwei Angeklagte bestand außerdem der Verdacht der Untreue.



Geständnis und Kooperation im Prozess


Die Männer zeigten sich von Anfang an geständig und kooperativ bei der Aufklärung von Sachverhalten. Sie nannten ihre Zugangsdaten zu den sichergestellten Datenträgern und Kryptowallets. Die Ermittlungsbehörden konnten auf diese Weise Gelder in zweistelliger Millionenhöhe einziehen.



Technische Neugierde als Tatmotiv?


Einer der Angeklagten gab an, dass das Trio von technischer Neugierde angetrieben wurde. Ihnen sei nicht bewusst gewesen, dass sie als Drogenhändler agieren, da der Handel rein virtuell stattfand. Der 24-jährige Klever erhielt noch eine Jugendstrafe, da er für die Technik verantwortlich war.



Ermittlungserfolg durch Bitcoin-Zahlung und fehlerhaftes VPN


Über 100 Beamte, darunter FBI, Interpol, niederländische Behörden und das BKA, waren mit dem Wallstreet Market-Fall betraut. Nach insgesamt zwei Jahren intensiver Ermittlungsarbeit erzielten sie schließlich einen Erfolg und konnten die Betreiber identifizieren.



Ein Fehler von "TheOne" bestand darin, dass er mit den nachverfolgten Bitcoin ein Konto bei einer Gaming-Plattform bezahlte und dabei seine reale E-Mail-Adresse und seinen bürgerlichen Namen hinterlegte. Bei "coder420" fiel streckenweise die VPN-Software aus, sodass man auch seine Identität ermitteln konnte. Bei "Kronos" konnte man ebenfalls durch eine unzureichende VPN-Verbindung auf seine Identität schließen.



Honeypot als Falle für den Brasilianer


Der Brasilianer Med3lin, der das Trio unterstützte, war den Ermittlern bereits vorher bekannt. Er tappte in eine Falle, die die Beamten im Zuge der Schließung von Hansa Market aufgestellt hatten. Med3lin wollte nach dem Aus von AlphaBay bei Hansa Market tätig werden. Die Beamten baten ihn um eine Postanschrift, um ihm eine Art digitalen Sicherheitsschlüssel zu senden. Er schickte seine reale Wohnadresse an die Beamten, woraufhin die Falle zuschnappte.




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