Prominente Gegner der UKW-Abschaltung in der Schweiz

UKW-Abschaltung in der Schweiz: Vorhaben unter prominentem Beschuss

Aktuell gewinnt die Online-Petition "Rettet UKW" in der Schweiz zunehmend an Zustimmung. Diese kommt jedoch erst in letzter Minute, da die Regierung bereits 2017 beschlossen hat, das Ende des UKW-Radios einzuleiten. Kürzlich trat überraschend eine bekannte ehemalige Ministerin, Doris Leuthard, an die Öffentlichkeit. Als ehemalige Chefin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) war sie politisch für das Abschaltungsvorhaben verantwortlich. Nun setzt sie sich als prominentes Gesicht der "Rettet UKW"-Initiative dafür ein, die UKW-Sender später abzuschalten.



Zurzeit ist vorgesehen, den "klassischen" Rundfunk auf den Frequenzen der Ultrakurzwelle (UKW) zweistufig abzuschalten. Nächstes Jahr im August soll die SRG SSR ihre UKW-Sender abschalten, im Januar 2023 sollen die privaten Radiostationen ihre UKW-Sender vom Netz nehmen.


UKW seinerzeit als "Auslaufmodell" betrachtet


Leuthard sagte vergangene Woche in einem Interview mit Radio 1, UKW habe als Auslaufmodell gegolten. Nun würde sich aber erweisen, dass gerade einmal die Hälfte der Fahrzeuge in der Schweiz mit DAB+ oder Internetradio ausgerüstet sei. "Das macht es schwierig, das UKW-Radio voreilig abzuschalten."


Denn sonst würde die Hälfte der Autos in der Schweiz den Radioempfang verlieren. "Es lohnt sich nicht, wenn die Schweiz einen Alleingang macht", sagte Leuthard in dem Interview. "Die Autos müssen von Norddeutschland bis Süditalien mit Radioempfang fahren können."


Die SRG verweist darauf, dass gemäß einer EU-Regelung Empfangsgeräte in neuen Personenfahrzeugen seit dem 21. Dezember 2020 digital terrestrisch verbreitete Radioprogramme empfangen können müssen. Diese Regelung gelte auch für die Schweiz, meint die SRG.


Millionen Radiogeräte würden nutzlos


Aber auch außerhalb von Fahrzeugen würden Millionen funktionstüchtige Radiogeräte in der Schweiz nutzlos, meinen Leuthard und die Initiative "Rettet UKW". "Damit würde Volksvermögen vernichtet, weil niemand mehr diese Geräte brauchen kann. Und das will niemand", sagte Leuthard.



Das UVEK nahm von Leuthards Aussagen Kenntnis, wie es auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Die UKW-Abschaltung sei auch eine Entscheidung der Branche, die auch den Zeitpunkt festlege. Ob die Veranstalter nun die UKW-Funkkonzessionen auf den vereinbarten Zeitpunkt zurückgeben würden oder bis zum Ablauf Ende 2024 nutzten, werde zurzeit in der Branche diskutiert, schreibt die SDA.


Gemischtes Bild in Europa


Bisher hat sich Norwegen komplett vom UKW-Radio verabschiedet. Zwar ist DAB+ auch in vielen anderen europäischen Länder verfügbar, laufen Programme zur breiten Einführung des Digitalradios oder existieren entsprechende Pläne. Das gilt auch für Deutschland. Allerdings gibt es dort bislang kein Abschaltdatum für das UKW-Radio. Andere Länder haben eine beschlossene Abschaltung der UKW-Radios wieder verschoben, wie etwa Großbritannien, wo die UKW-Sender nun doch noch bis 2032 laufen sollen.


Für die Schweiz ergab eine Erhebung des Marktforschungsinstituts GfK Switzerland (PDF-Datei) im Auftrag der AG DigiMig, dass die hauptsächliche Radionutzung via DAB+ oder übers Internet seit Herbst 2015 um 24 Prozentpunkte auf 73 Prozent im Herbst 2020 gestiegen ist. Gleichzeitig sei demnach die UKW-Nutzung der Schweizer Bevölkerung um 24 Prozentpunkte gesunken, von 51 Prozent auf 27 Prozent.


In Deutschland ist UKW mit fast 64 Prozent die meistgenutzte Radioempfangsart. Der digitale Empfang konnte seit 2013 erheblich zulegen. Waren es damals 8,8 Prozent, sind es heute 27 Prozent, die am häufigsten einen digitalen Empfangsweg nutzen.


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