
Nicht nur kabellos sollten Kopfhörer für unterwegs sein, sondern am besten auch die störenden Geräusche der Außenwelt abschirmen. Wer möchte schließlich in seiner Musik als Hintergrundbegleitung das rattern einer U-Bahn haben? Aktive Geräuschunterdrückung oder kurz ANC ist hier das Zauberwort und eines der beliebtesten Features für Kopfhörer. Apple stellte mit den AirPods Pro ihre ersten Ohrstöpsel mit ANC vor und trotz des hohen Preises verkauften sich die Geräte wie geschnitten Brot. Kein Wunder also, dass auch andere Handy-Hersteller hier ein Stück vom Kuchen (oder Brot, um in der Metapher zu bleiben) abhaben wollten. Die ersten Gehversuche von Huawei mit den Freebuds 3 waren allerdings nicht von Erfolg gekrönt, das offene Design der Kopfhörer machte hier die ANC-Leistung zunichte. Bei den Freebuds Pro ist dies aber anders und es bleiben lediglich einige Schönheitsfehler.
Die Freebuds Pro sehen dem Apple-Äquivalent zwar ein wenig ähnlich, setzen aber durch den rechteckigen Stiel eigene Akzente. Über das Aussehen mag man sich streiten, die Form sitzt im Ohr jedoch gut. Es werden drei Aufsätze mitgeliefert, es ist also für jeden etwas passendes dabei. Sie sollten aber darauf achten, dass die Kopfhörer das Ohr gut abschließen, denn nur so kommen Sie in den vollen Genuss der Geräuschunterdrückung. In unseren Ohren hat das mittelgroße Paar Aufsätze gut gepasst und nicht zu sehr gedrückt. Hier gilt allerdings: ausprobieren!
Sitzen die Ohrstöpseln gut und können schon passiv etwas die Störungen minimieren, dann funktioniert das ANC hervorragend. Huawei spielt hier ganz klar in der Oberliga und muss auch den Vergleich mit den AirPods Pro nicht scheuen. Die Geräuschunterdrückung passt sich automatisch der Umgebung in drei Stufen an, wobei die Übergänge recht schnell passieren und so nicht stören. Wenn es wirklich lauter werden sollte, wie etwa in der Bahn oder im Flugzeug, wird allerdings schnell klar, dass eigentlich nur die stärkste Stufe vom ANC wirklich einen Unterschied macht. Manchmal möchte die Automatik dies aber nicht einstellen, hier muss dann in der App manuell nachgeholfen werden. Dort können sonst noch die Gesten für die Bedienung eingestellt werden, dazu kommt ein Passtest und die Optionen für die Trageerkennung.
Es gibt neben den drei ANC-Modi auch einen "Aufmerksamkeitsmodus", praktisch ein umgedrehtes ANC. Damit können Außengeräusche gezielt eingelassen werden um sich etwa an der Kasse im Supermarkt kurz unterhalten zu können. Die Funktioniert zwar ganz gut, bei uns ist aber keine Situation vorgekommen bei der es nicht einfacher gewesen wäre einfach einen der beiden Kopfhörer aus dem Ohr zu nehmen.
Bei der Bedienung der Kopfhörer müssen wir leider ein paar Punkte abziehen. Titel wechseln, Lautstärke ändern und Start und Stopp werden über Druck am Stiel der Ohrstöpsel ausgeführt. Dadurch gibt es zwar keine versehentlichen Eingaben, aber unsere Grobmotorik sorgte dafür, dass wir uns bei jeder Bedienung die Kopfhörer aus dem Ohr gerissen haben. Das ist etwas nervig, aber mit etwas Gewöhnung geht es dann doch gut von der Hand.
Schon bei den Vorgänger war am Klang eigentlich nichts auszusetzen und Huawei bleibt hier auf Erfolgskurs. Die kleinen Ohrstöpsel bieten sehr klaren Sound mit betonten Bässen, was aufgrund einer Metal-Vorliebe beim Tester positiv aufgenommen wurde. Aber auch den Mitten und Höhen fehlt es an nichts, hier ist das Klangbild letztendlich Geschmacksfrage. Für bestimmte Musikgeschmäcker sind die Freebuds Pro sicher besser geeignet als die AirPods Pro, die etwas mehr Betonung auf die Höhen liegen. Übrigens gibt es auch keine nennenswerten Verzerrungen bei hoher Lautstärke, durch ANC müssen die Kopfhörer aber sowieso fast nie bis zum Anschlag aufgedreht werden. Da schont nicht nur die Ohren, sondern auch den Akku.
Bei der Akkulaufzeit gibt es leider einen weiteren kleinen Minuspunkt. Wir hatten ANC oft auf voller Stärke stehen und dann war nach circa vier Stunden Schluss. Dabei kam es durchaus vor, dass sich einer der beiden Ohrstöpsel schneller entlud als der andere. Hier trat teilweise eine Diskrepanz von 15 Prozent auf. Im Case können die Kopfhörer dann knapp viermal unterwegs aufgeladen werden, was glücklicherweise auch recht fix geht.
Das Ladeetui war aber vermutlich der größte Frustfaktor während der Testphase. Denn das Case möchte die Ohrstöpsel einfach nicht freigeben. Magnete halten die Kopfhörer bombensicher an ihrem Platz. Die rutschige Oberfläche am Stiel der Stöpsel sorgt dann dafür, dass wir die kleinen Dinger einfach nicht gegriffen bekommen. Der Deckel ist dazu ständig im Weg, wenn man die Freebuds am Hörerteil entnehmen möchte. Mit ein wenig tricksen kriegt man die Kopfhörer dann nach einer Weile doch aus dem störrischen Case, aber so richtig gelungen ist dieses Design nicht.
Die Freebuds Pro haben übrigens Bluetooth 5.1 mit an Bord, wodurch sie sich mit zwei verschiedenen Geräten gleichzeitig verbinden lassen können. Dafür haben wir die Kopfhörer am Laptop und Smartphone gleichzeitig genutzt und waren völlig zufrieden. Ohne Unterbrechungen konnte hier von der Musik vom Smartphone zu einem Video auf den Laptop gewechselt werden, ohne erst in den Einstellungen die Verbindung aufbauen zu müssen.
Huaweis Freebuds Pro sind erste Sahne im Bereich kabellose Kopfhörer mit ANC. Beim Klang gibt es absolut nichts auszusetzen und auch die ANC-Leistung kann sich sehen lassen. Die Lautstärkeregelung direkt am Stiel der Kopfhörer ist sehr praktisch, auch wenn das Bedienkonzept bei uns nicht wirklich aufgeht. Wenn die Stöpsel nun nicht ganz so rutschig wären und das Case sich nicht selbst im Weg stünde, dann hätten wir überhaupt nichts zu meckern gehabt. Aber auch so gehören die Freebuds Pro zu den besten Geräten ihrer Preisklasse. Die Kopfhörer sind direkt bei Huawei für 179 Euro zu haben und als kleinen Bonus gibt es bis zum 2. Oktober noch eine Körperfettwaage beim Kauf der Freebuds Pro geschenkt.
Kommentare