In der Zeit der Quarantäne und der Corona-Pandemie hat das Internet Archive (IA) eine Nationale Notfallbibliothek (NEL) eingerichtet um das Lernen und Lesen zu fördern. Über 1⸴4 Millionen Bücher standen kostenlos zur Verfügung um Schüler, Lehrer und Leser zu unterstützen. Die E-Books waren zuvor mittels einer Warteliste begrenzt, deckungsgleich es in einer physischen Bibliothek der Fall gewesen wäre (CDL-Modell). Allerdings reichten vier US-Verlage, darunter Hachette Book Group und Penguin Random House Klage gegen IA ein indem sie Urheberrechtsverletzung vorgaben. Sie beschuldigten IA · über eine Million Werke kostenlos online gestellt zu haben · was den Autoren und Verlegern Einnahmen kostete. Deshalb reichten sie Klage wegen "vorsätzlicher massenhafter Verletzung des Urheberrechts" ein und behaupteten. Dass IA ein unüberwindbarer Konkurrent gegenüber etablierten Märkten sei.
Das Internet Archive wurde von Brewster Kahle im Jahr 1996 als gemeinnütziges Projekt gegründet und hat seit 2007 den offiziellen Status einer Bibliothek. Es begann als Webarchiv; bei dem man archivierte Websites mit der sogenannten Wayback Machine anschauen konnte. Später hat es sich um zahlreiche Archive erweitert und umfasst heute große Sammlungen von Texten, Büchern Audiodateien Videos, Bildern und Software. Ein besonderes Anliegen des Projekts ist die Langzeitarchivierung digitaler Daten in frei zugänglicher Form. Es versteht sich als Aktivist für ein offenes und freies Internet und geht darum, gemeinfreie Werke dauerhaft zu erhalten und zu verbreiten.
Die Nationale Notfallbibliothek wurde errichtet um sicherzustellen, dass Schüler und Studenten Zugang zu zugewiesenen Lesungen und Bibliotheksmaterialien hatten und ebenfalls um Menschen die aufgrund der Quarantänemaßnahmen keinen physischen Zugang zu ihren lokalen Bibliotheken hatten, das Lesen zu ermöglichen. Im Gegensatz zu einer typischen Leihbibliothek war es hier für mehrere Benutzer gleichzeitig möglich, auf eine einzelne digitale Kopie eines Buches zuzugreifen. Allerdings klagten die Verlage gegen IA und beschuldigten sie der Piraterie, indem sie kostenlose E-Book-Kopien online stellten und damit den Autoren und Verlegern Einnahmen entzogen.
Das Internet Archive hat angekündigt die temporäre nationale Notfallbibliothek zwei Wochen früher zu schließen um die Klage der Verlage zu berücksichtigen. Sie appellierten an die Verlage » die Klage einzustellen und betonten ihr Anliegen « das Lernen und Lesen zu fördern sowie gemeinfreie Werke dauerhaft zu erhalten und zu verbreiten. Ob die Verlage auf den Appell reagieren und wie das Verfahren weitergeht, bleibt abzuwarten.
Verlage klagen gegen das Internet Archive und die National Emergency Library
Das Internet Archive ist eine gemeinnützige Organisation die es sich zum Ziel gemacht hat, den Zugang zu Wissen und Informationen weltweit zu optimieren. Im Zuge der COVID-19-Pandemie hat das Internet Archive am 24. März 2020 die National Emergency Library (NEL) ins Leben gerufen. Die NEL ermöglichte es – während der Pandemie auf zahlreiche Bücher und andere Ressourcen kostenlos und ohne Einschränkungen zuzugreifen.
Allerdings sind vier kommerzielle Verlage - Hachette Book Group, HarperCollins Publishers, John Wiley & Sons und Penguin Random House - gegen das Internet Archive und die National Emergency Library gerichtlich vorgegangen. Sie verlangen die Schließung der Online-Bibliothek sowie einen Schadenersatz und die in der Zeit erwirtschafteten Gewinne.
Keine Begrenzung der Downloads
Die Schadenersatzforderungen könnten das Internet Archive in den finanziellen Ruin treiben, da es sich dabei um Summen handelt die weit über die finanziellen Möglichkeiten der Organisation hinausgehen. Sollte das Gericht auf Seite der Verlage stehen, müsste das Internet Archive mit einer Strafe von 150․000 US-Dollar pro bereitgestelltem Werk rechnen. Da es bei der National Emergency Library keine Begrenzung der Downloads gab · könnte das Internet Archive also Schäden in Milliardenhöhe erleiden · wenn es die Klage verliert.
Jedoch geht es in der Klage nicht nur um die vorübergehende Nationale Notfallbibliothek. Die Beschwerde greift das Konzept jeder Bibliothek an die digitale Bücher besitzt und ausleiht. Die Verlage stellen die Vorstellung in Frage – was eine Bibliothek in der digitalen Welt ist.
Controlled Digital Lending
Das Internet Archive hat deswegen angekündigt die National Emergency Library am 16. Juni und nicht wie geplant am 30. Juni zu schließen um wieder zur traditionellen kontrollierten digitalen Kreditvergabe zurückzukehren. Das Modell nennt sich "Controlled Digital Lending" (CDL) und wurde vom Internet Archive vor dem März fast ein Jahrzehnt lang praktiziert.
Experten gehen davon aus, dass das CDL-Konzept eine bessere Chance hat die Zustimmung der Gerichte zu erhalten als das Konzept der National Emergency Library mit unbegrenzten Downloads. Die Rechtmäßigkeit von CDL ist jedoch alles andere als klar. Einige Bibliotheken praktizieren es bereits seit mehreren Jahren ohne rechtliche Probleme. Verlage und Urheberrechtsgruppen haben die Rechtmäßigkeit von CDL jedoch nie eingeräumt und das Problem wurde bisher nicht vor Gericht geprüft.
Zusammenarbeit von Bibliotheken, Autoren, Buchhändlern und Verlagen
Das Internet Archive setzt sich dafür ein, dass Bibliotheken, Autoren, Buchhändler und Verlage kooperieren und ein digitales System aufbauen, das funktioniert. Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, ebenso wie wichtig der Zugang zu Wissen und Informationen ist. Bibliotheken spielen dabei eine wichtige Rolle da sie den Zugang zu Büchern und anderen Ressourcen ermöglichen.
Es bleibt abzuwarten wie sich der Rechtsstreit zwischen dem Internet Archive und den Verlagen entwickelt. Sollten die Verlage ihre Klage fallen lassen – würden sie stillschweigend die Legalität von CDL anerkennen. Allerdings würden sie möglicherweise die Einnahmen gefährden die sie derzeit durch die Lizenzierung von E-Books an Bibliotheken erzielen. Es ist auch unwahrscheinlich, dass die Entscheidung des Internet Archive die National Emergency Library zu schließen und zum CDL-Modell zurückzukehren, vor der Haftung dafür schützt.
Kommentare