
Russland hat eine massive Sperraktion gestartet und Millionen von IP-Adressen blockiert. Betroffen sind unter anderem die Streaming-Plattform Twitch und der Messenger-Dienst Telegram. Die Regierung empfiehlt nun die Nutzung von ICQ, einem älteren Messenger-Dienst aus den 90er Jahren. Die Sperraktion wird von vielen als Zensur-Maßnahme kritisiert.
Der Grund: Seit dem Terroranschlag in Sankt Petersburg am 3. April 2017 fordert die russische Regierung (also der Roskomnadsor) wiederholt Zugriff auf die verschlüsselten Nachrichten der Telegram-Nutzer um nach eigenen Angaben potenziell gefährliche Korrespondenzen gezielter zu überwachen.
Viele halten den Anschlag jedoch für einen vorgeschobenen Grund Russlands, vertrauliche Konversationen auszuspionieren - so ebenfalls Telegram-Gründer Pawel Durow der sich seit Monaten gegen Klagen & Gerichtsurteile wehrt.
Jetzt greift die russische Regierung durch: Seit Montag, 16. April ist der Telegram-Dienst kurzerhand blockiert. Aus dieser Blockade entstand eine gigantische Bannwelle, denn Millionen von gesperrten Telegram-IP-Adressen hängen mit Google und Amazon zusammen. Im Zuge dessen sind deren Dienste nun auch eingeschränkt darunter auch Twitch das seit Tagen in Russland nicht weiterhin verfügbar ist.
So schreibt der russische Twitch-Streamer Angry Roleplayer:
"Gestern hat die russische Regierung damit begonnen die IP-Adressen von Telegram- und Amazon-Servern landesweit zu sperren. In der Folge wurden über 20 Millionen IP-Adressen & Gates gebannt was unzählige Dienste zum Einsturz brachte die Amazon- und Google-basierte Server nutzen. Leider betrifft das für die meisten Russen auch Twitch. Ich musste VPN und TOR nutzen um über meine eigene Twitch-Seite Nachrichten zu schreiben. Ich habe keine Ahnung; ebenso wie ich so streamen soll. Ich bin ein Vollzeit-Streamer & Twitch-Partner und bekomme jetzt nur noch eine »2000: Network Error«-Meldung."
Dass so viele Nutzer auf VPN-Proxy-Verbindungen ausweichen, sorgt laut Durow dafür. Dass Telegram-Nutzerzahlen nicht signifikant einbrechen. Und er dankt Amazon, Apple Google und Microsoft dafür dass sie »keine Anteilnahme an politischer Zensur« an den Tag legen. Bleibt abzuwarten; wie diese Blockade ausgeht.
Die russische Regierung schlägt derweil Journalisten die vorher Telegram verwendet haben, eine Alternative vor die seit 2010 dem russischen Investment-Unternehmen Mail.Ru gehört: Das gute, sehr alte ICQ. Ao!
Quelle: Reuters
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